Die Innerschweiz zu
TellS Zeiten

Vor 1231

  • Habsburg: Die Herkunft stammt wohl vom Elsass. Schwerpunkt Besitz im Aargau, u.a. Kloster Muri.

1231

  • Herrscher: König Heinrich VII.
  • Innerschweiz: Uri ist durch Loskauf von Habsburg rechtsfrei.

1240

  • Herrscher: Kaiser Friedrich II.
  • Innerschweiz: Schwyz ist rechtsfrei.

1273 bis 1291

  • Herrscher: Graf Rudolf IV. von Habsburg, Deutscher König Rudolf I.
  • Habsburg: Rudolf belehnt seine Söhne 1282 mit Herzogtümern Österreich und Steiermark. Die neue Hausmacht im Osten ist der Reichsfürstenstand.

1274

  • Herrscher: König Rudolf von Habsburg
  • Innerschweiz: Bestätigung der Reichsfreiheit für Uri (nach Tschudi).

1283

  • Habsburg: «Rheinfelder Hausordnung» macht Albrecht zu Oberhaupt der Habsburger. Sein Bruder Rudolf II. soll entschädigt werden. 1291 wird die Grundherrschaft über die Höfe des Klosters Murbach-Luzern gekauft.

1291

  • Herrscher: König Rudolf stirbt am 15.07.1291.
  • Habsburg: Der erste Sohn Rudolf II. ist bereits 1290 gestorben. Der zweite Sohn Albrecht von Vater Johann Parracida (*1290) setzt sich als alleiniges Oberhaupt des Hauses Habsburg durch, ohne seinen Neffen – wie vereinbart – angemessen abzufinden.
  • Innerschweiz: Schützbündnis zwischen Zürich, Uri und Schwyz ensteht. Datierung des Bundesbriefes (Anfang August 1291).

1291 bis 1298

  • Herrscher: Adolf von Nassau wird zum König gewählt und 1298 wieder abgesetzt.

1298 bis 1308

  • Herrscher: Der Sohn Rudolfs, Albrecht I. von Habsburg, wird König.
  • Habsburg: Einzug Böhmens als Kronlehen.

1307

  • Innerschweiz: Datierung Rütlischwur, Mittwoch vor Martini 1307, und damit Zeitpunkt der Tellsgeschichte, November 1307 bis Neujahr 1308 (nach Tschudi).

1308

  • Herrscher: Ermordung durch seinen Neffen Johann von Schwaben (Parracida = lat. für Vater- oder Verwandtenmörder) in Windisch (Königsfelden).
  • Habsburg: Der Sohn von Albrecht, Leopold I., verfolgt den Königsmörder und zieht deren Besitztümer ein.

1309

  • Habsburg: Die Mörder Albrechts fliehen und werden erst 1309 von König Heinrich VII. geächtet. Leopold I. von Habsburg rächt seinen Vater, indem er die Güter der Täter zerstört und die Besatzungen tötet. Rudolf von Wart wird hingerichtet. Rudolf von Balm soll 1314 in einem Basler Kloster gestorben sein. Walther von Eschenbach soll noch 30 Jahre nach der Tat als Viehhirte im Württembergischen gelebt haben. Johann (Parracida) von Schwaben soll 1313 in Pisa in einem Kloster gestorben sein.
  • Innerschweiz: König Heinrich VII. von Luxemburg bestätigt den drei Waldstätten die Reichsfreiheit Einrichtung einer Reichsvogtei unter Graf Werner von Homberg; von Habsburg-Österreich nicht anerkannt; Konflikt mit Habsburg: - Verfolgung der Königsmörder in der Innerschweiz - Marchenstreit mit Übergriff auf das unter österr. Schirmvogtei stehende Kloster Einsiedeln durch Schwyz 1314

1308 bis 1313

  • Herrscher: König Heinrich VII. von Luxemburg

1314 bis 1347

  • Herrscher: König Ludwig der Bayer
  • Habsburg: Habsburgischer Gegenkönig Friedrich der Schöne. Kampf gegen Habsburg. 1322 Schlacht bei Mühldorf. Friedrich der Schöne wird gefangen genommen. 1335 Erwerbung des Reichsherzogtums Kärnten. 1363 wir daraus die Grafschaft Tirol.
  • Innerschweiz: Waldstätte ergreift Partei für Ludwig. Habsburg Friedrich verhängt seinerseits die Reichsacht über Waldstätte. Angestrebte Durchsetzung durch Herzog Leopold führt zu Schlacht bei Morgarten 1315.
    Faktische Ablösung führt zu Konflikt mit Luzern und insbesondere Zürich. Die Lage spitzt sich zur Schlacht bei Sempach 1386 zu.
    Der 1. August wird vom Bundesrat als Nationalfeiertag festgelegt. 1291 gilt fortan in Verbindung mit der Gründung der Stadt Bern (1191) als Entstehungsjahr der Schweiz.

Befreiungstradition

nach Historisches Lexikon der Schweiz

Ein Kern der Befreiungstradition wird erstmals in der um 1420 begonnenen «Berner Chronik» Konrad Justingers fassbar. Er berichtet aus der Zeit vor dem Morgartenkrieg (1315) von einer erdrückenden Willkürherrschaft und von Übergriffen Habsburg. Vögte in den Waldstätten, die den Widerstand weckten, nicht jedoch von Tell, dem Burgenbruch und der Bundesschliessung.

Voll ausgestaltet erscheint die B. um 1470 im «Weissen Buch von Sarnen», das folgende Episoden erzählt: Als Knechte des Landvogts von Unterwalden, Beringer von Landenberg, dem Bauern im Melchi (Gem. Sachseln) Ochsen wegnehmen wollten, habe dessen Sohn sich zur Wehr gesetzt, und weil dieser nach Uri entfloh, hätten sie den Vater geblendet. Bald darauf sei Landvogt Wolfenschiessen durch Konrad von Baumgarten auf Altzellen wegen versuchter Nötigung seiner Frau erschlagen worden. Weil zur selben Zeit Landvogt Gessler dem Schwyzer Landammann Werner Stauffacher wegen dessen Hochmut (Bau eines Steinhauses) mit Repressionen gedroht habe, sei dieser auf Anraten seiner Frau (deren Tapferkeit später als rühml. Beispiel tradiert wurde) nach Uri geflohen, um einen Geheimbund zu gründen. Es folgen die Geschichte vom Tell, der Burgenbruch, namentl. von Zwing-Uri, Schwanau, Landenberg und Rotzberg, und die Beschwörung des ersten Bunds auf dem Rütli unter der Führung von Walter Fürst aus Uri, Werner Stauffacher von Schwyz und Arnold von Melchtal aus Unterwalden.

Weisses Buch von Sarnen

Weisses Buch von Sarnen
Sarnen, Staatsarchiv Obwalden, Sig. A.02.CHR.0003
Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Das um 1477 entstandene sog. Bundes- oder Tellenlied enthält die Variante, der Landvogt habe Tell im Urnersee ertränken lassen, und in der Chronik von Melchior Russ, um 1482, wird Gessler von Tell unmittelbar nach dessen Sprung aus dem Boot erschossen.

Petermann Etterlins Chronik von 1507 verbreitete die B. als erstes Druckwerk und enthält die früheste Abbildung der Apfelschuss-Szene.

​Das um 1512 verfasste Urner Tellenspiel lässt Tell anstelle von Fürst am Rütlischwur teilnehmen. Es begründete eine bald verbreitete Spieltradition und wohl auch die Symbolik der Drei Tellen.

Aegidius Tschudis um die Mitte des 16. Jh. verfasstes «Chronicon Helveticum» fügte die B. in ein inhaltlich und chronologisch abgerundetes Konzept und prägte das schweizerische Geschichtsbild für lange Zeit. Tschudi legte die Ereignisse in die Jahre 1301-07, den Bundesschwur auf Mittwoch vor Martini (8.11.) 1307 und die Erstürmung der Burgen auf Neujahr 1308. Damit schuf er die zeitl. Verbindung zur Ermordung des verhassten, als habsüchtig und tyrann. geltenden Kg. Albrecht I. und die bis ins 19. Jh. gültige Datierung. Er rechtfertigte die eidg. Staatsbildung mit dem zur Bewahrung des bedrohten Landfriedens und auch zur Wiederherstellung des alten freien Helvetien notwendigen Widerstand gegen die Gewaltherrschaft.

(Tschudi ab 1305)