Geschichte der Tellspiele
Wilhelm Tell

1899

Am 25. Juni findet die erste Aufführung von Schillers «Wilhelm Tell» durch den «Verein für Tellaufführungen» im eigens dafür aus Holz erbauten «Tellspielhaus» auf der Schützenmatte (heute Sportplatz) statt, das 1200 Sitzplätze aufweist. Regisseur ist Gustav Thiess aus Wien, damals Direktor des Stadttheaters Luzern.

1895

Am 28. August wird auf dem Rathausplatz von Altdorf das Telldenkmal vom Zürcher Bildhauer Richard Kissling (1848-1919) eingeweiht. An dem zweitägigen Festakt wird das Festspiel vom Urner Komponist Gustav Arnold (1831-1900) aufgeführt. «ERZAEHLEN WIRD MAN VON DEM SCHÜTZEN TELLSO LANG DIE BERGE STEH’N AUF IHREM GRUNDE.» Der Silener Pfarrer und Schulinspektor Bartholomäus Furrer (1834-1901) schreibt ein neues Tellenlied: «Der Tell sei uns gepriesen! Sein lauter Ruhm erhalltauf Uris grünen Wiesenund steiler Berges Hald; im ganzen Schweizerlande hat er den besten Klang: er sprengte unsre Bande mit seinem Bogenstrang.»

1891

Zur 600-Jahr-Feier der Schweizerischen Eidgenossenschaft schenkt der Kanton Uri der Gemeinde Bürglen die seit über 30 Jahren im Zeughaus eingelagerte Tell-Statue von Joseph Benedikt Curiger. Sie wird auf dem Kirchenplatz in Bürglen auf einen neu erstellten Sockel aufgestellt (Restaurierung 1983).

1860

Im Sommer wird die alte Tellfigur von Joseph Benedikt Curiger vom Tellenbrunnen entfernt und an seine Stelle der Gips-Tell von Hans Konrad Siegfried auf einen gemauerten Sockel gestellt. Am 17. August kann das Monument eingeweiht werden – Altdorf hat sein Telldenkmal.
Der 25 Meter hohe «Mythenstein» im Urnersee wird aus Anlass des 100.
Geburtstages von Friedrich Schiller ein Jahr später in «Schillerstein» umgewandelt. Am 21. Oktober wird das Denkmal feierlich eingeweiht. Aus diesem Anlass wird erstmals die Rütliszene an historischer Stätte auf.

1823

Die Urner sehen zum ersten Mal Schillers Tell im alten Kornmagazin (heutiges Kollegium) in Altdorf.

1786

Anstelle des alten Tellenbrunnen wird in Altdorf ein neuer Brunnen errichtet. Auf die Säule wird Wilhelm Tell mit seinem Knaben gestellt. Die Sandsteingruppe ist ein Werk des Einsiedler Bildhauers Joseph Benedikt Curiger (1745-1819). Sie wurde 1860 entfernt und steht seit 1891 auf dem Kirchplatz in Bürglen.

1745

Altdorf erneuert mit einem «florierenden Uri» seine Tellspieltradition.

1694

Nach dem Dorfbrand von 1693 gestaltet der Urner Maler und Architekt Karl Leonz Püntener das Türmli zur Tellgedenkstätte aus. Auf der Südseite gegen die Schmiedgasse hat er in einem grossformatigen Bild Tells Apfelschuss gemalt. Dieses Bild ist bis heute erhalten geblieben.

1648

In Altdorf wird ein «zierliches und von Kleidern köstliches Spiel vom Ursprung der Eydgenossenschaft, von Ausreuthung der Zwingherren und Wilhelm Tellen» aufgeführt.

1613

Um 1613 dichtet Hieronymus Muheim das Tellenlied:
«Wilhelm bin ich der Telle,
von Heldes Muot und Bluot.
Mit mjinem Gschoss gar schnelle
han ich die Freiheit guot
dem Vaterland erworben,
vertriben Tyranny.
Ein festen Bund geschworen
hand unser Gsellen dry.»
Das Lied wird bis ins 19. Jahrhundert immer wieder aufgelegt, gesungen sowie an der Landsgemeinde von der Musik vorgespielt.

1589

In der in den Jahren 1589/90 wird die neue Tellskapelle am Urnersee erbaut. Sie erzählt die Befreiungsgeschichte in einem Bilderzyklus.

1582

Die beiden Bürgler Landammänner Peter Gisler und Landvogt Hans Schärer stiften zum Gedächtnis «des frommen landtmanns willhälm Dällen des ersten Eydtgnossen» am vermeintlichen Ort von dessen einstigem Wohnhaus die Tellskapelle von Bürglen.
Das Leben des Helden und die Befreiungsgeschichte werden in einer elfteiligen Bildergeschichte geschildert. Als Schöpfer dieses ältesten vollständigen Bilderzyklus wird Hans Heinrich Gessner angenommen.

1567

Der Knabe Tells soll sich an den Stamm der Gerichtslinde auf dem Hauptplatz von Altdorf gestellt haben. Die kümmerliche Reste werden entfernt. Im gleichen Jahr errichtet der Altdorfer Dorfvogt Bessler an dessen Stelle einen Dorfbrunnen. Etwas später wird hundert Schritte vom Brunnen entfernt, am Eingang des Kirchplatzes ein zweiter Brunnen erstellt. Man will mit ihm die Stelle bezeichnen, wo Tell bei der Abgabe des Schusses gestanden haben soll. Die örtliche Realität soll die Wahrheit der Überlieferung bezeugen. Auf diesem Brunnen steht eine Tellenfigur, vermutlich aus dem Jahre 1583.

1550

Die Tellslegende erhält die endgültige Fassung im Chronicon Helveticum des Glarner Ägidius Tschudi (1505-1572).

1545

Das «Hüpsch Lied» wird erstmals gedruckt und trägt dadurch wesentlich zur Verbreitung der Tellslegende bei.

1512

Ein unbekannter Autor verfasst das «Hüpsch Spyl gehalten zu Ury in der Eydgnoschafft / von dem frommen und ersten Eydgnossen / Wilhelm Thell genannt». Er schöpft neben den schon bestehenden Quellen vor allem aus dem urnerischen Geschichtsbewusstsein, wonach der Tell der eigentliche Gründer der Eidgenossenschaft war. Das Spiel ist das älteste Tell-Drama.

1508

Die Tellskappelle am Urnersee wird erstmals in der von 1508 und 1516 verfassten Chronik von Heinrich Brennwald erwähnt.

1507

Das Thema erreicht eine breite Öffentlichkeit in der Chronik des Luzerners Petermann Etterlin.

1477

Das «Hüpsch lied vom ursprung der Eydgnoschaft und dem ersten Eydgnossen Wilhelm Thell genannt» eines unbekannten Verfassers besingt die Befreiungsgeschichte. Tell wird nach seiner trotzigen Auskunft über die Verwendung des zweiten Pfeils vom Landvogt auf dem Schiff gebunden und - von allen verlassen - in den See geworfen.

1471

Der Obwaldner Landschreiber Hans Schriber schreibet in den Jahren 1471/73 im sogenannten Weissen Buch von Sarnen erstmals über die Taten des Freiheitshelden. Dabei stützt er sich auf eine verschollene Vorlage von 1420.

1308

König Albrecht, 52-jährig, wird am 1. Mai durch seinen 18-jährigen Brudersohn Johannes, Herzog von Schwaben (Parricida), bei Königsfelden ermordet. Die Ereignisse auf den hsitorisch belegten Königsmord bezogen, fanden im Jahre 1307 statt. Diese Jahreszahl ist denn auch auf dem Sockel des Telldenkmals verewigt.

1291

König Rudolf von Habsburg stirbt 73 Jahre alt. Das Volk der Urschweiz entschliesst sich, Freiheit und Reichsunmittelbarkeit zu erhalten und den Frieden mit einem Landfriedensbündnis zu bewahren.

1243

Das Urner Landessiegel mit dem beringten Stier ist erstmals überliefert.

1231

Am 26. Mai bestätigt König Heinrich den Urnern urkundlich, dass er die Reichsvogtei nie mehr verpfänden werde. Das Land Uri und seine Bewohner stehen in Zukunft somit direkt unter der Schirmherrschaft des Königs.

Literatur:

Iten Karl, «Aber den rechten Wilhelm haben wir ...» – Die Geschichte des Altdorf Telldenkmals; Altdorf 1995.

Stadler-Planzer Hans, Geschichte des Landes Uri - Teil 1: Von den Anfängen bis zur Neuzeit; Altdorf 1992.