Die Frage, wo moralische Gerechtigkeit endet und wo Rache beginnt, zieht sich durch die aktuelle Inszenierung von Annette Windlin. Parracida als Alter Ego Tells wirft diese entscheidende Frage im Verlauf des Stücks immer wieder auf. Die Antwort muss das Publikum selbst geben.
Die Tellspiel- und Theatergesellschaft ändert Ihren Namen in Tellspielgesellschaft Altdorf
Philipp Beckers Inszenierung ist ein Fest der Freiheit. Dazu gehört ein Orchester mit eigens komponierter Musik. Gemeinsam kann man über sich hinauswachsen und einen Mehrwert – Freiheit – schaffen.
Die Kargheit der Stahlwände erzeugen einen bedrückenden Raum, der den Rahmen bietet, mit Schillers Tell einen aktuellen Bezug zur realen Welt zu schaffen. Freude und Freiheit drohen durch Macht und Missbrauch unterdrückt werden.
Für die Inszenierung Jochen Hesses ist die Bühne zu einem kleinen Stadion umgebaut. Das Publikum sitzt um die Szene und verschmilzt mit Hackbrettklängen und wildem Gepolter in einen eigenen, ergreifenden Kosmos. Die Inszenierung ist körperlich erfahrbar.
Wenn die Sprache nicht diejenige Schillers ist, sondern teils in Mundart gesprochen wird, sind Diskussionen vorprogrammiert. Zumal wenn das Original - kurz nach der Französischen Revolution geschrieben - seinen 200jährigen Geburtstag feiert. Auf der Baustelle der Freiheit wird auch heute noch gearbeitet
In ihrer Inszenierung lässt Barbara Schlumpf die Handlung im «Gasthof Wilhelm Tell» geschehen. Die erfrischende Inszenierung zum hundertjährigen Bestehen der Tellspiele ist auch mit der rockigen Begleitmusik ein mutiger Schritt in die Gegenwart.
Die dritte Inszenierung von Franziska Kohlund zeigt keine lokalpatriotische Selbstinszenierung sondern versucht Schillers allgemeingültige Aussagen zu Machtmissbrauch und Menschenwürde darzustellen.
Im Jahr der 700hundert-Jahr -Feier fragt man sich: Was ist Freiheit? Der oftmals missbrauchte Begriff ist bedroht. Das zeitlose Drama Schillers zeigt einmal mehr seine zeitlose Aktualität.
1988 übernimmt Erwin Kohlunds Tochter Franziska die Leitung der Tellspiele. Mit der ersten Regisseurin lösten sich die Tellspiele vom klassischen Theater und gehen den weg der zeitgemässen Inszenierung.
Die Auseinandersetzung mit äusserer Bedrohung und innerer Freiheit ist ein wesentliches Merkmal der Inszenierung. Wir sind betroffen – auf vielfältige Weise.
Einmal mehr erregt das Plakat der Tellspiele die Gemüter. Kohlund bleibt seiner Linie treu und verbindet Tradition mit Neuem. Die Welt hat sich seit Schiller verändert. Das muss berücksichtigt werden.
Das 80jährige Bestehen der Tellspielgesellschaft wird durch die Innerschweizer Kulturstiftung geehrte. Der Zuger Bundespräsident Hans Hürlimann würdigt dies mit einer persönlichen Widmung.
Das Bühnenbild zeigt die Enge und Bedrohung durch Natur und Mensch. Jeder ist gefragt, sein ganz persönliches Sein und Handeln im Angesicht von Schillers Tell zu überdenken.
In einer „Zeit des Zweifels, der Skepsis, der Unsicherheit“ ist eine Aufführung des Tells zur Mutfrage geworden. Jedoch regt Schillers Tell über als politischen Aspekte zum Denken an.
Eine Studiengruppe von Tellspielern und Freunden wagt sich an die grosse Aufgabe der Renovation des Tellspielhauses. In Kommissionen aufgeteilt, wird eine immense Arbeit geleistet. Bausteine und Finanzen werden zusammengetragen. Eine umfassende Gebäuderenovation kann von 1974-1976 verwirklicht werden.
Die Inszenierung ist eine Antwort auf die zunehmend kritische Beurteilung der Symbolfigur Tell. Jedoch: Schillers Drama erhält auch in Zeiten des Kalten Krieges eine fast gespenstische Aktualität.
Der Glaube an die Schaffung einer echten Demokratie und die Auseinandersetzung damit steht im Mittelpunkt der Inszenierung Kohlund. Sie gipfelt in der Aussage : Freiheit ist Auftrag.
Tells Einzelschicksal verknüpft sich mit demjenigen seines Volkes, was am Schluss der Inszenierung mit der Wiederholung des Rütlischwurs – vorgesprochen durch Tell – bekräftigt wird.
Die Altdorfer Tellspieler spielen am 21. Juni auf dem Rütli zu Ehren des in Bern akkreditierten diplomatischen Korps und der Schweizerischen Diplomaten sowie des hohen Bundesrates die Rütliszene.
Tino Arnold setzt den urtümlichen Urner Geist wieder ins Zentrum, wobei er Heinrich Danioths Bild des Menschen zeigt, dem das Weh des Gefangenseins in seiner kargen Gebirgswelt ebenso unauslöschlich im Nacken brennt, wie der ungebärdige Unwille gegen alle menschliche Unterdrückung.
Gemäss Kohlund hat Schiller in seinem Tell unser Wesen und unsere Art so erschöpfend wahr und zeitlos gültig dargestellt, dass das Urner Spielvolk sich selber spielen kann.
1957 beginnt die Ära Kohlund der Tellspiele. Schillers Geist und moralische Gesinnung stehen im Vordergrund und soll durch seine Sprache in die Schweiz hinausgetragen werden.
Eberles Inszenierung arbeitet ohne Vorhang. Eine Drehbühne bringt ein neues Element in das traditionelle Schauspiel.
1953 übernimmt der Fernseh- und Theaterregisseur Walter J. Ammann die Leitung der Tellspiele. Seine Aufführung soll ein schlichtes Bekenntnis zur Heimat sein und eine stets wachsame Liebe fürs Vaterland aufrechterhalten.
Für die Inszenierung des Tellspiels 1952 kann der Krienser Spielleiter Marc Doswald gewonnen werden. Er will einen wortgetreuen Tell auf die Bühne bringen, um die Kraft des Stückes aufzuzeigen.
Zum 50jährigen Jubiläum der Tellspiele führt Otto Bosshard das letzte Mal Regie. Nicht weniger als acht Spielsaison leitete er zwischen 1925 und 1949.
Die Tellspiele wird auch im folgenden Jahr 1948 in gleicher Besetzung aufgeführt
Nach dem Unterbruch steht das Tellspiel noch ganz im Zeichen des Krieges und soll als «eine heilige Stätte vaterländischer Erneuerung» dienen.
Auf Einladung der Stadt Budapest reisen die Tellspiele 1939 mit Extrazug zum Gastspiel nach Ungarn. Die Aufführunen finden im Freilichttheater der Margaretheninsel statt. Zurück in Altdorf bricht zu Ende der Spielzeit im September 1939 der Zweite Weltkrieg aus. Die Tellspiele werden damit Teil der inneren Stärke und Geistigen Landesverteidigung.
1938 übernimmt wiederum Otto Bosshard die Regie. Die Stärkung des patriotischen Haltung steht in Zeiten des Nationalsozialismus im Nachbarland im Vordergrund.
Eindrückliche Szenen sind auch in der zweiten Aufführung ein Markenzeichen des Regisseurs Fritz Ritter
Erstmals unter der Leitung von Fritz Ritter wird Schillers Tell ohne grossen Pathos, dafür mit grossem Engagement aufgeführt.
Das Plakat wird im folgenden Jahr ersetzt. Die Inszenierung von Schmid und Aberer folgt wiederum in historisch getreuer Kostümierung.
Mehr als die eigentliche Aufführung gibt 1930 das Plakat der Tellspiele zu reden, das der Urner Künstler Heinrich Danioth gestaltet. Der Kunstmaler August Schmid und der Regisseur Eugen Aberer beleben aber auch die Aufführung durch eine neue Inszenierung und Kostümierung.
Die erstklassige Bühneneinrichtung ermöglicht eine imposante Aufführung. Die Presse lobt durchwegs, wie die Laiendarsteller nicht spielen, sondern ihre Rollen leben.
Die Aufführungen an klassischer Stätte werden auf der neuen Bühne mit Pferden in Szene gesetzt und durch den Orchesterverein Altdorf musikalisch begleitet
Nach dem kriegsbedingten Unterbruch kann Schillers Tell im neugebauten Tellspielhaus mit seinen 1000 (!) Sitzplatzen aufgeführt werden. Die Regie führt erstmals der Luzerner Otto Bosshard.
Am 21. April ist die Grundsteinlegung für den Neubau nach dem Projekt der Zuger Architekten Kaiser und Bracher
Das alte Tellspielhaus wird abgebrochen
Nichts deutet im Programmheft 1913 auf den kommenden Zusammenbruch im Zuge des ersten Weltkriegs hin. Ein letztes Mal wird der Tell nach Thies’ Vorstellungen inszeniert
Die patriotische Haltung wird weitergeführt. Altdorf feiert sich mit den Tellspielen als Mittelpunkt einer grossartigen Gebirgswelt in der durch Geschichte und Dichtung verherrlichten Urschweiz.
Auch in diesem Jahr verhilft Direktor Thies den Tellaufführungen zu einer abgerundeten Leistung. Rhetorisch fragt man sich im Programmheft: «Wo aber könnte des Sängers Lied der Freiheit mehr wirken, entzücken und überzeugen als gerade in Altdorf»?
Der Besuch dieses «durch die Landsleute des Nationalhelden aufgeführten vaterländischen Volksschauspiels» wird mittlerweile durch die äusserst bequemen Fahrgelegenheiten von Schiff, Bahn und Tram begünstigt
Das Konzept bewährt sich, sodass auch 1905 wiederum der Tell in naturgetreuer Szenerie gegeben wird
Zur Feier des 100jährigen Jubiläums der Erstaufführung von Schillers Tell 1804 in Weimar verfasst der Göschener Schriftsteller Ernst Zahn Lobgedicht auf Schillers Tell.
Die Tellaufführung an klassischer Stätte ist äusserst erfolgreich. Altdorf feiert sich mit einflussreichen Persönlichkeiten als Hauptdarsteller gleich selbst.
Der Erfolg der ersten Aufführungen ermutigt die Organisatoren, im folgenden Jahr weiterzumachen. Die «künstlerische und dennoch naturgetreue Darstellung ... auf dem klassischen Boden» machen aus Altdorf einen geradezu «vaterländischen Wallfahrtsort».
Im Januar 1898 ergreift der Männerchor Altdorf die Initiative, Schillers Tell aufzuführen. Am 25. Juni 1899 feiert das Schauspiel im eigens aufgebauten Spielhaus auf der Schützenmatte vor 1200 Zuschauern Premiere. Die Regie führt der damalige Leiter des Luzerner Stadttheaters Gustav Thies.
Gründung Tellspielgesellschaft
Im Februar 1804 ist das Werk vollendet. Am 17. März findet unter der Regie von Johann Wolfgang von Goethe die Uraufführung des «Wilhelm Tell» am Hoftheater in Weimar statt.
In Altdorf findet die erste bekannte Tell-Aufführung statt: «Ein hübsch Spyl gehalten zu Uri in der Eidgenossenschaft von dem frommen und ersten Eidgenossen Wilhelm Tell genannt.»