Regie: Gustav Thies, Luzern Dekorationen: Richard Patzig, Zürich Kostüme: Verch & Flothow, Berlin; Möller, Zürich; A. Gamma, Zürich Ensemble: Spielleute aus Uri
Auszug aus dem Programmheft 1900
Die Hoffnungen und Erwartungen, die man allerorts auf die Tellaufführungen im Lande Tells setzte, haben nicht betrogen. Dank einer umsichtigen Organisation und zielbewussten Leitung, dank dem Eifer, der Ausdauer und Begeisterung der Spielenden ist ein Werk zustande gekommen, das „Frei und fröhlich durfte an das Licht der Sonnen", eine künstlerische, warm empfundene Darstellung von Schillers «Wilhelm Tell» ,die wie in der gesamten schweizerischen, so auch in der ausländischen Presse höchst anerkennende, äussert wohlwollende, ja begeisterte Besprechung und eingehende Würdigung gefunden hat. „Wie die Ammergauer", sagt der deutsche Kunstkritiker Ludwig Hartmann, „gehen die Altdorfer in dem Drama, das sie darstellen, religiös auf. Sie spielen ihr Dogma. Nur mit dem Unterschiede, dass die Bildungsstufe der Altdorfer unendlich höher ist und in nichts auf frommer Einfalt beruht." Die Altdorfer Tellspiele im Jahre 1899 haben in der Tat einen glänzenden Verlauf genommen und neben den übrigen Tell Erinnerungen des freundlichen urnerischen Fleckens hauptsächlich dazu beigetragen, Altdorf zu einem vaterländischen Wallfahrtsort zu machen. Der Zudrang zu den Spielen an den sonnigen Tagen des herrlichen Sommers war fortwährend ein derart gewaltiger, dass sich das geräumige Tellspielhaus zu klein erwies für die Scharen kunstsinniger Besucher, die sich aus Schweizern aller Gaue, aus Deutschen, aber auch aus Vertretern der verschiedensten Nationalitäten zusammensetzten. Was diesen Tellspiele in Altdorf einen besonderen Reiz verleiht und dauernde Anziehung sichert, ist abgesehen vom gewandten, gediegenen und warm empfundenen Vortrag markiger Darsteller, der harmonische Einklang zwischen Kultur und Natur. Es ist die nämliche Stätte, wo jene Ereignisse einer bedeutungsvollen Vergangenheit sich abgewickelt, jener Boden, dem die urwüchsigen Gestalten der Dichtung entsprossen, das Land über dessen Berge, Täler und Seen des grossen Dichters schwungvoller Geist den Schimmer der Verklärung ausgegossen, deren erhabene und eigenartige Schönheit den Eindruck, den die Kunst in dem Besucher hinterlassen, vermehrt und erhöht. Schillers «Wilhelm Tell», der im Zürcher Stadttheater über 50 Vorstellungen erlebte, der Tell der in Altstetten und Brugg auf offener Bühne mächtigen Beifall errang, der Tell, den Altdorf im eigens hierfür erbauten, mit allen den Forderungen der Neuzeit genügenden Bühnenvorrichtungen ausgestatteten Spielhaus unter gewaltigem Volksandrang zur Darstellung bringt, er hat sich eingelebt in den Herzen des Volkes, das das hohe Lied von dem unveräusserlichen Menschen- und Volksrechte freudig in sich aufgenommen. Auf dem klassischen Boden von Altdorf hat man ihm eine bleibende Stätte bereitet, auf dass es so eigentlich zum Nationalschauspiel der Schweizer werde, und Alt und Jung, am Mute kühner Ahnen sich erwärmend, nachlebe des prophetischen Sängers ernster Mahnung:
Dr. Carl Gisler
Die Besetzung der wichtigsten Rollen:
Franz Arnold-Flückiger - Hermann Gessler: Franz Nager-Weingartner - Werner, Freiherr von Attinghausen: Adolf Huber-Gisler - Ulrich von Rudenz: Elisabeth Studer-Hefti - Berta von Bruneck: Otto Jauch-Arnold - Rudolf, der Harras: Josef Imhof - Friesshart: Emanuel Müller-Muheim - Leuthold: Emil Münsch - Fronvogt: Friedrich Gisler-Furrer - Walter Fürst: Alois Huber-Müessli - Wilhelm Tell: Marie Angele - Hedwig, seine Gattin: Carl Arnold - Walter, Tells Knabe: Josef Jauch - Wilhelm, Tells Knabe: Andreas Huber-Muther - Rösselmann, der Pfarrer: Martin Gamma-Linherr - Werner Stauffacher: Josephine Huber - Gertrud Staufacher: Josef Gisler - Stüssi, der Flurschütz: Martin Gisler - Fischer am Urnersee: Maria Walker-Gamma - Armgard: Gustav Schmid - Arnold von Melchtal: Josef Werner Lusser-Gisler - Konrad Baumgarten: