Regie: Tino Arnold Bühnenbild: Musik: Hans Vogt Maske: Max Furrer Theatercoiffeur: Otto Walker Ensemble: Spielleute aus Uri
Wilhelm Tell "bleibt vor allem das Drama des Volkes, da in Altdorf die Hauptrolle spielt. Einen betont urnerischen Tell wollen wir geben, noch bewusster dieses Volk in unserer steilen Welt beheimaten - nicht durch folkloristische Auftakelung, die nach Fremdenattraktionen schielt, vielmehr durch Gestaltung des Aufstands aus der Fühl- und Denkwelt unserer Bergler, wie sie heute noch in unseren Hochtälern leben, und wie sie unser Malerdichter Heinrich Danioth, fernab von aller Blut- und Bodenmystik, gesehen und gedeutet hat: als Menschen, denen das Weh des Gefangenseins in ihrer kargen Hochwelt ebenso unauslöschlich im Nacken brennt wie der ungebärdige Unwille gegen alle menschliche Unterdrückung. - Die Handlung hebt an mit einem Urner Betruf, dessen feierliche Banngebärde dem Naturerleben unserer Bergler näher steht als ein romantisch idyllisches Fischerlied. Das Geschehen ist hineingestellt in den bergbäuerlichen Alltag. Der ausladende Sprachschwung Schillers wurde weitgehend durch Striche verknappt, und wo ihn die karge Ausdrucksart unseres Menschenschlags nicht nachzuvollziehen vermag, oft durch eine Geste, durch ein Schweigen ersetzt.
Neben solcher Verankerung im urschweizerischen Lebensraum aber darf unser Freiheitsdrama nicht verharren im behäbigen Pathos, im selbstgefälligen Ritual einer bloss lokalpatriotischen Heldenfeier (... ) Unterdrückung und Empörung sollen selbst als deutliche Erinnerung jüngster und gegenwärtiger Erfahrungen von Terrorherrschaft und Freiheitskampf gestaltet werden, soweit immer Handlung und Text es zulassen. Gessler mit seinen Knechten stehe noch betonter als Symbol jeder unmenschlich-totalitären Staatsmacht (...) Der Eigenbrötler Tell, der sich absetzt von der Gemeinschaft, bis er erfahren muss, dass der Totalitarismus seine unmenschlichste Macht gerade am Einzelnen auslässt (...) Aber auch die Gemeinschaft ist von Schiller nicht fraglos idealisiert zu einem hehren Bund von lauter Heldenidolen verlogener nationaler Selbstbespiegelung: Wieviel Uneinigkeit zeitigt bereits die Verschwörung auf dein Rütli! Was folgt, ist eine Kette des Versagens bis zu jenem verzweifelten Notwehrmord, der endlich den bewaffneten Aufstand des Volkes auslöst (...) Hier erst verknüpft sich das Einzelschicksal Tells mit demjenigen seines Volkes. In solcher Schicksalsgemeinschaft mag der Heimgekehrte, der nicht am Rütli war, nun selbst "den Eid des alten Bunds erneuern: Mit der Wiederholung des Rütlischwurs, vorgesprochen von Teil, bekräftigt vom ganzen Volk, endet das Altdorfer Spiel.
Ausschnitte aus der Ansprache des Regisseurs Dr. Tino Arnold anlässlich der Orientierungs-Versammlung zum Probenbeginn in Altdorf (1965)
Die Besetzung der wichtigsten Rollen:
Hermann Gessler: Werner Huber, Kaufmann (1962); Albert Denier, Angestellter DAG (1965)
Werner, Freiherr von Attinghausen: Anton Stocker, Kantonstierarzt
Ulrich von Rudenz: Dr. Josef Wipfli, Zahnarzt (1962); Josef Hürlimann, Bauzeichner (1965)
Berta von Bruneck: Elsbeth Meier, Sekretärin (1962); Gertrud Huber, Buchhändlerin (1965)
Rudolf, der Harras: Gerold Zenoni, Bankbeamter (1962); Valentino Valsecchi, (1965)
Friesshart: Peter Huber, Buchdrucker
Leuthold: Albert Denier, Meister DAG (1962); Erwin Kempf, kaufm. Angestellter (1965)
Fronvogt: Toni Linder, Gartenarchitekt
Walter Fürst: Andreas Gasser, Forst-Ing. ETH
Wilhelm Tell: Carl Gisler, Geschäftsleiter
Hedwig, seine Gattin: Gertrud Huber, Buchhändlerin (1962); Annemarie Germann, (1965)
Walter, Tells Knabe: Werner Huber (1962); Felix Gisler (1965)
Wilhelm, Tells Knabe: Felix Gisler (1962); Urs Zanitti (1965)
Rösselmann, der Pfarrer: Franz Karl Gisler, Drogist (1962); Gerold Zenoni, Bankbeamter (1965)
Werner Stauffacher: Alois Walker, Meister DAG
Gertrud, seine Gattin: Pia Müller, Damenschneiderin
Stüssi, der Flurschütz: Gustav Gisler, Kaufmann
Fischer am Urnersee: Otto Walker, Coiffeurmeister
Armgard, Bäuerin: Irène Fussen, Lehrerin
Arnold von Melchtal: Hansheiri Dahinden, Redaktor
Konrad Baumgarten: Paul Schilter, Architekt (1962); Paul Murer, Holzbildhauer (1965)